Raum der Begegnung - eine Kapelle entsteht.
Vision, Raumnutzung und Gestaltungsprozess
Aus dem alten Kohlenkeller unseres Gemeinschaftshaus Moosrain ist eine Kapelle, ein Ort der Begegnung entstanden. Mit unserem Projekt wollen wir einen schönen, meditativen Ort schaffen, den man gerne besucht. Einen Ort für überkonfessionelle Gottesdienste, einen Ort für Gebet, Anbetung und Meditation, der Alt und Jung, „Schwach“ und „Stark“ gleichermassen anzieht, einen Ort der Stärkung, einen Ort der Begegnung mit Gott.
Jeder, der will kann gerne kommen: Freunde, Nachbarn und Interessierte aus der Region und natürlich auch die Bewohner des Moosrain. Hier kann man innehalten und zur Ruhe kommen, der Musik zuhören oder mitsingen, einem Referat folgen, gemeinsam oder alleine ein Buch lesen, Gott das Herz hinhalten, mit Ihm reden oder einfach nur sein und geniessen.
Die Bewohner der vier Gemeinschaften des Moosrain hatten die Möglichkeit, bei der Herstellung der Einrichtungselemente der Kapelle mitzuwirken. Besonders die Kronleuchter sind zu einem Gemeinschaftsprojekt geworden: gemeinsam die Ideen diskutieren, gemeinsam das benötigte Material besorgen, gemeinsam die Kristalle zu einer Kette zusammenfügen, gemeinsam mit verschiedenen Leuchtmitteln experimentieren, löten, kleben, wieder verwerfen, diskutieren, entwerfen, zeichnen, bohren, schleifen, sprayen, malen,...
Inspiration
Unsere Kapelle soll ein Ort der Begegnung mit Gott werden. Doch wie kann ein relativ kleiner Raum ein Ort werden andem etwas von Gott spürbar, erlebbar wird? Wie kann ein Raum zu einem Ort werden, in dem sich der Schöpfer des Universums willkommen fühlt?
Jeder Raum, sei er noch so gross kann Gott nicht fassen. Aber wo wohnt Gott? Wo ist Er zu Hause? Wie sieht es aus bei Ihm, um Ihn? Wie sieht Gott aus? Die Bibel spricht vom Himmel, als dem Zuhause Gottes, wo Er als König, als Zentrum des Universums auf einem Thron sitzt. Schon länger faszinieren mich diese Berichte der Bibel. Sie wurden zu meiner Inspiration für die Gestaltung der Kapelle. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der Offenbarung des Johannes:
Ich sah einen Thron im Himmel stehen, und auf dem Thron sass jemand, von dem ein Leuchten ausging wie von einem Diamanten oder einem Karneol. Ein Regenbogen, strahlend (schimmernd) wie ein Smaragd, umgab den Thron mit seinem Glanz. ... Sieben Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes. Die Fläche, die sich vor dem Thron ausdehnte, sah wie ein gläsernes Meer aus und war von kristallener Klarheit. ...
Offenbarung 4,2+3
Neben solchen Berichten floss noch etwas Weiteres in meine Überlegungen. Bei diesem Thema geht es auch um den „Wohnsitz Gottes“. Zur Zeit des Alten Testamentes hatten die Israeliten immer wieder Orte der Begegnung mit Gott: das Zelt der Begegnung zur Zeit ihrer Wüstenwanderung, später ein anderes Zelt, welches König David aufstellen liess, dann den Tempel Salomos u. a. m.
Im Verlauf dieses Textes werde ich u. a. näher auf die genannten zwei Themen, die mir als Inspiration dienten, eingehen: diese Orte der Begegnung und den Thron Gottes.
Gestaltungselemente
Mein Ziel war einen Raum zu schaffen der dieser übernatürlichen, himmlischen Realität und dieser wunderbaren Gemeinschaft mit Gott Ausdruck verleiht und eine Art Einladung in seine unmittelbare Nähe ist. Folgende Gestaltungselemente sollen dem Raum das entsprechende einladende, majestätische Ambiente geben: die fünf weissen Wandleuchten, die drei Kronleuchter an der Decke, die sieben Kerzenständer und das goldene Kreuz an der Wand.
Lichtkonzept
Das Lichtkonzept ist eines unserer wichtigsten innenarchitektonischen Gestaltungselemente. Neben dem künstlichen Licht der Decken- und Wandleuchten ist auch eine indirekte, meditative Ausleuchtung mit Kerzenlicht möglich. Die Decken- und die Wandleuchten können gedimmt und so je nach Situation unterschiedlich miteinander kombiniert werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stimmung auf den jeweiligen Anlass anzupassen: z. B. gedämpftes, indirektes Seitenlicht und Kerzenlicht für meditative Zeiten mit Gebetsstationen oder helle Ausleuchtung der Kronleuchter mit Lichtspielen für einen Gottesdienst, ein Referat oder z. B. eine Lesung.
Wandleuchter
An den Seitenwänden haben wir fünf Wandleuchten befestigt, welche symmetrisch zueinander gerichtet sind: drei auf der rechten, zwei auf der linken Seite. Die Leuchter geben einen gegen unten und oben gerichteten Lichtstrahl ab und betonen so das Gewölbe, die Symmetrie des Raumes und der Fenster. Das indirekte und senkrecht gerichtete Licht bricht die Länge des Raumes und verschafft so ein etwas breiteres Raumgefühl. Daneben setzt die punktuelle Beleuchtung der Wandleuchten visuelle Akzente und erzeugt so eine gewisse optische Dynamik.
Kronleuchter
Für die helle Raumausleuchtung haben wir 3 Kronleuchter entworfen und konstruiert. An einem Metallring, den wir mit einem Metallornament versehen haben, hängen Glaskristalle. Im Inneren befinden sich 12 LED-Lämpchen, welche so gerichtet sind, dass die Kristalle ein interessantes Lichtspiel an die Decke und Wände projizieren. Dieses Lichtspiel wird bei einbrechender Dunkelheit mehr und mehr sichtbar, so dass man Spektralfarben an den Wänden erkennen kann.
Diese Lichteffekte, sowie auch das Design der Kronleuchter können an Wasser erinnern. „Wasser des Lebens“ war die einzige Vorgabe, die ich für den Gestaltungsprozess der Kapelle bekommen habe. Das Thema Wasser wurde uns in der Gründungs- und Aufbauphase des Moosrain wichtig. Ein kleines Beispiel dafür: wir haben entdeckt, dass der Brunnen bei uns im Garten frisches Quellwasser fliessen lässt.
Wasser ist für uns alle sehr existenziell, ohne Wasser würden wir sterben. Wasser ist ein Symbol fürs Leben, im weitesten Sinn also für Gott selber, er der das Leben ist und gibt. Von ihm sind wir noch mehr abhängig als vom Wasser. Das Design der Kronleuchter, die Anordnung der Kristalle soll uns erinnern, dass Gott die Quelle allen Lebens ist. Er ist so gut! Er hat im Überfluss und will unseren Mangel stillen, wie Wasser das vom Himmel kommt und unseren Durst nach Leben, nach Liebe und nach Sinn stillt.
Bei dir ist die Quelle des Lebens...
Psalm 36,10
Jesus antwortete ihr: "Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du wirklich zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben."
Johannes 4,10
Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes...
Offenbarung 22,1
Als nächstes schauen wir uns das Metallornament an. Wir haben ein Ornament gewählt, das an eine Krone erinnert. In dieser Kapelle geht um den König, den lebendigen Gott! Auch Jesus Christus wird an verschiedenen Stellen der Bibel König genannt. Diesem wunderbaren König, dem König aller Könige wollen wir hier begegnen, Ihm ist dieser Raum geweiht!
Du bist mein König und mein Gott, zu dir schreie ich, dich flehe ich an!
Psalm 5,3
Für diesen wunderbaren König, der über alles regiert, wollen wir leben und uns ganz an ihn hängen, wie im Kronleuchter die einzelnen Kristalle an der „Krone“ hängen.
Meine Seele hängt an dir...
Psalm 63,9
Eine weitere wichtige Symbolik der Kronleuchter ist Gemeinschaft oder Einheit in der Vielfalt. Jeder Einzelne ist wie ein einzelner Kristall, mit seinen persönlichen Eigenschaften und Färbungen. Wenn wir uns Gott nähern, kommen wir ins Licht und nähern uns gleichzeitig einander.
Leben wir aber im Licht, so wie Gott im Licht ist, dann haben wir Gemeinschaft miteinander. Und das Blut, das sein Sohn Jesus Christus für uns vergossen hat, befreit uns von aller Schuld.
1. Johannes 1,7
In all unserer Vielfalt und Unterschiedlichkeit sind wir miteinander verbunden. Gott schafft unsere Verbundenheit, er ist unser Mittelpunkt, unser Licht, der, der uns zum Leuchten bringt und unsere Farben in uns hervorholt. Interessant sind in diesem Zusammenhang die vergoldeten Klammern: das sind die verbindenden Elemente. Die Klammern sind mit echtem Gold beschichtet wie auch das Kreuz. Jesus ist unsere Verbindung zu Gott und zueinander. Von ihm kommt die Liebe, die uns miteinander verbindet. Diese Liebe lässt uns zu einer Einheit werden.
Vielmehr stehen wir fest zu der Wahrheit, die Gott uns bekannt gemacht hat, und halten in Liebe zusammen. So wachsen wir in allem zu Christus empor, der unser Haupt ist. Von ihm her wird der ganze Leib zu einer Einheit zusammengefügt und durch verbindende Glieder zusammengehalten und versorgt. Jeder einzelne Teil erfüllt seine Aufgabe, und so wächst der ganze Leib und baut sich durch die Liebe auf.
Epheser 4,15+16
In jedem der drei Kronleuchter gibt es ein paar spezielle Kristalle. Sie wurden im Müll gefunden. Diese stehen symbolisch für das integrative Konzept unseres Hauses, bei welchem auch die sogenannten „Schwächeren“ ihren Wert und ihren Platz haben. Diese Kristalle aus dem Müll symbolisieren darüber hinaus noch für viel mehr: Jesus hat uns aus dem Müll, aus dem Dreck rausgefischt, wie mein Kollege diese Kristalle. Er errettet uns aus unser Verlorenheit und Sinnlosigkeit zu einem neuen Leben in seiner Nähe, in seinem Licht! Das ist es, was uns zum Leuchten bringt!
Im Zusammenhang mit dem Glanz, den Farben und dem Licht der Kronleuchter ist mir etwas Weiteres wichtig geworden: Schönheit. Mich fasziniert das Lichtspiel der Kronleuchter, mich fasziniert Schönheit im Allgemeinen. Schönheit zieht mich an, Schönheit fesselt und fasziniert mich. Wie wäre unsere Welt ohne Schönheit, ohne Glanz, ohne Farben, ohne diese unglaubliche Vielfalt der Schöpfung... Ich glaube Gott hat Schönheit erschaffen, weil Er uns faszinieren will, weil er das faszinierendste und schönste Wesen ist, das es gibt. Johannes schreibt über den Augenblick, in dem er etwas von Gott erhascht (Off.4,2+3). Er schreibt von einem Leuchten, wie von Kristallen, von Farben, wie bei einem Regenbogen... Was für ein Schauspiel! Wie atemberaubend und faszinierend muss wohl mein Gott sein?
Kerzenständer
Sieben schlichte Kerzenständer stehen vor dem Kreuz, diese sorgen für eine kontemplative Atmosphäre, welche ins Gebet einlädt. Sie können unterschiedlich angeordnet werden: symmetrisch in einem Bogen, direkt vor dem Kreuz oder asymmetrisch in einer Ecke des Raumes oder man stellt sie z. B zu sieben Gebetsstationen.
Diese sieben Kerzenständer erinnern an eine jüdische Menora, den siebenarmigen Leuchter. Sie stehen dafür, dass unsere geistlichen Wurzeln bis ins jüdische Volk und den jüdischen Glauben reichen. Zur Zeit Moses stand ein ähnlicher Leuchter im Zelt der Begegnung und später im Tempel Salomos.
Zusätzlich stehen diese sieben Kerzenständer für den Geist Gottes. Der Heilige Geist kam auf die ersten Nachfolger Jesu in Form von Feuerflammen (Apg. 2,3+4). An diesem Tag (Pfingsten) wurden sie mit dem lebendigen Geist Gottes erfüllt. Gott will auch unsere Herzen mit dem Feuer seines Geistes, seiner Liebe füllen, diesem Feuer, das vor dem Thron Gottes brennt. Dort ist von sieben Geistern die Rede (Off.4,5), ich glaube sie stehen für die sieben Namen oder Eigenschaften des Heiligen Geistes (Jes.11,2), den Gott in unsere Herzen senden will.
Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss. Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat.
Römer 5,5
Das Kreuz
Neben den Kronleuchtern ist der zentrale Blickfang das goldene Kreuz, welches wir auf die Frontwand gehängt haben. Dafür wurde ein dünnes schlichtes Kreuz aus Tannenholz mit echtem Gold veredelt. Diese Materialkombination erinnert an den Tempel Salomos: Den Hauptraum des Tempels ließ er zuerst mit Zypressenholz auskleiden und dann mit reinem Gold überziehen...
Salomo liess den ganzen Tempel mit Gold überziehen, die Balken, die Schwellen, die Wände und die Türen...
2. Chronik 3,5+7
Das Holz, welches wir gewählt haben ist ein sehr einfaches, günstiges, alltägliches Material. Im Gegensatz dazu ist das Gold sehr kostbar und edel. Das sind zwei starke Gegensätze, die sich hier vereinen. So vereint dieses Kreuz auch symbolisch verschiedene Gegensätze:
- Das Kreuz welches in in römischer Zeit ein schlimmes Folterwerkzeug (Holz) war, ist zum zentralen, kraftvollen Symbol der Christen (Gold) geworden.
- Jesus Christus, ein gewöhnlicher, einfacher Handwerker, ein Zimmermann (Holz) und gleichzeitig ist Er derSohn Gottes, Gott selber (Gold).
- Bekanntlich starb Jesus qualvoll einem Kreuz (Holz), um uns von unseren Sünden zu befreien. Doch die Geschichte endet nicht mit dem Tod! Jesus ist auferstanden von den Toten (Gold)! Glücklicherweise, denn sonst hätten wir keine Hoffnung und keinen Zugang zu Gott!
- Durch Jesus können wir als normal sterbliche Menschen (Holz) mit Gott (Gold) in Beziehung treten und so Kinder des lebendigen Gottes werden.
Das Kreuz wurde uns von der Fischerhus-Schreinerei geschenkt. Was für uns nicht nur finanziell entlastend war, sondern eine wunderbare Symbolkraft hat! Das Kreuz, als Symbol der Vergebung und Versöhnung mit Gott ist das grösste Geschenk! Durch das Kreuz können wir Kinder Gottes werden, das ist das wunderbarste Geschenk!
Wir danken Gott für seinen Sohn - ein Geschenk, das so wunderbar ist, dass es sich nicht in Worte fassen lässt!
2. Korinther 9,15
Diesen Bericht als PDF (Juni 2013): >>>Hier herunterladen
Fotos von der Kapelle: >>>Hier klicken